Tourenwoche 2 in Praxmar – Sellraintal
(Österreich)
Tagesbericht vom
Montag 9. März 2009
Samstag, 7.März Anreise und Einlauftour
Nachdem die
Sommertourenwochen II in den letzten Jahren im Stubaital
und den Oetztaleralpen stattfanden, entschied unser
Organisator der Wintertourenwoche II Martin Keller das Sellraintal,
ein Verbindungstal zwischen den zwei obgenannten
Tälern zu besuchen, mit dem laut Prospekt schönsten Talabschluss Nordtirols mit
dem Weiler Praxmar auf 1700 Meter Höhe. Dieses
Seitental hat sich voll dem Tourenskifahren verschrieben. Pünktlich um den
Mittag herum erreichten die 15 Teilnehmer Praxmar und
nach dem Zimmerbezug im gleichnamigen Hotel und einem Imbiss wurde um 13 Uhr
vor dem Haus zur Eingangstour versammelt. Hier wurde uns der junge Tiroler
Bergführer Gerold von Martin vorgestellt. Vor dem Haus wurde eifrig an einer
Arena für das am Sonntag stattfindende Wildsaurennen gebaut. Bei diesem Rennen
geht es um ein Staffelrennen indem in 50 Minuten ein um 1100 Meter höher
liegender Gipfel mit Skiern erklommen wird. Der zweite Teilnehmer stürzt sich
dann in 3 Minuten in die Tiefe, um am Start den Stab dem dritten Mann/Frau zu
übergeben und das ganze wiederholt sich dann. Wir stiegen in der steilen Spur,
angelegt für das Wildsaurennen, bergwärts und gelangten immerhin in 75 Minuten
500 Meter höher. Das bedeckte Wetter mit leichtem Schneefall führte dazu, dass
wir über der Waldgrenze angelangt, das Unternehmen abbrachen und durch frischen
Pulverschnee, jedoch mit ruppigem Untergrund, rasch ins Hotel zum ersten
wohlverdienten Radler zurückkehrten. Pünktlich um 18 Uhr wurde zum Apero gerufen. Beim nun ersten und der während der Woche
nachfolgenden Aperos und den feinen Nachtessen
verliessen wir uns ganz auf unseren Kellermeister Edy Meyer, der jeweils ein
hervorragendes Gewächs aus Oesterreich auswählte und
uns den Wein entsprechend beschrieb. Edy
besten Dank.
Sonntag, 8.März Wetterkreuz 2578m
In der Nacht klarte
es auf und um dem Trubel vom Wildsaurennen zu entrinnen, fuhren wir mit dem
Auto Tal auswärts um über die Skistation Kühtai in
Richtung Oetztal zu fahren. Kurz nach Kühtai auf 1730m liessen wir die Auto stehen um in
südlicher Richtung ins Wörgetal aufzusteigen. Durch
lockeren Wald ging es steil bergan um auf 2000m auf eine sonnige Alp zu
gelangen. Die ca.25 cm Pulverschnee versprachen eine entsprechend schöne
Abfahrt. Während dem weiteren Aufstieg zum Gipfel Wetterkreuz kam Bewölkung
auf. Nach 3 Stunden konnten wir bei einem recht bissigen Wind gratulieren. Nach
Süden sahen wir in die Oetztaler Alpen. Rasch ging es abwärts durch super
Pulver von Talstufe zu Talstufe.
Nur im Wald hatte die Abfahrtsroute Bobbahn ähnlichen Charakter. Am Abend wurde
dem heutigen Geburtstagskind Heinz Bürklin
gratuliert, der gleich selber auf seinem mitgenommenen Schwyzer Oergeli zur Unterhaltung beitrug.
Heinz
Bernhard
Montag, 9. März Überschreitung
Roter Kogel
Als wir uns auf dem Parkplatz unweit unter Praxmar für den Start bereitmachten war der Himmel, entgegen aller Prognosen, nahezu wolkenlos. Unser Führer kündigte das Tagesziel an: Roter Kogel, 2834 m, 1400 Höhenmeter zu bewältigen, Abfahrt in Sellraintal („wuau“ dachte ich mir und vermutlich noch andere). Einziges Fragezeichen, der Wind, denn gewaltige Schneefahnen wirbelten zu diesem Zeitpunkt auf den umliegenden Gräten. Ein steiler und vorerst windstiller Waldaufstieg führte uns in griffiger Spur in zwei Stunden auf die Juifenalm. Zeit für eine Znünipause. Weiter ging es in südlicher Richtung in etwas flacherem Gelände mit beeindruckender Sicht ins tief gelegene Praxmar. Dabei hatten wir von der Schnee-Beschaffenheit her heikle Passagen zu bewältigen. Gerold liess nichts anbrennen und ordnete sofort das Einhalten von Abständen an, ein mehrmals knalliges Absacken der Schneedecke liess zudem keine Zweifel über die Lage mehr offen. Der aufgekommene Wind hielt sich noch in Grenzen und das Wetter war noch weitgehend sonnig. Um 14 Uhr, nach ca. 5 Stunden Aufstieg, zuletzt über Stock und Stein, stand die ganze Gruppe unter dem ersehnten Gipfelkreuz. Bittere minus 18 Grad und böige Winde liessen allerdings ein sicheres Stehen und ein Abziehen der Felle nur noch knapp zu, an den Gipfelkuss war nicht mehr zu denken. Nichts wie runter hiess das Motto, doch das Wunder liess nicht lange auf sich warten. Nach wenigen Schwüngen Richtung Sellraintal liess der Wind spürbar nach und über die Schafalm und Schwarzmoos kamen wir in Genuss einer unvergesslichen Abfahrt in herrlichem Pulverschnee. Die letzten 4-5 km konnten wir rassig auf einer zeitweise buckligen Rodelbahn zurücklegen. Mit schmerzenden Oberschenkel aber überglücklich trafen wir um ca. 16Uhr oberhalb des Dorfes Sellrain ein. Gerold hatte dort sein Auto abgestellt und führte die Chauffeuren unter uns an den morgigen Ausgangspunkt, um die Autos abzuholen. Die ansehnlichen Tageszahlen in Kürze: 7.30 Std unterwegs, Aufstieg 1500 Hm, Abfahrt 1900 Hm. War es schon die „Königstour“ der Woche?
Robert
Dienstag, 10.03.2009
Um 06.30 Uhr
verhindert eine Nebeldecke auf rund 2000 Meter die Sicht auf die nahen
Berggipfel. Rechtzeitig vor dem Start zu unserer heutigen Tour um neun Uhr
zeigt sich die Sonne. Unser heutiges Ziel ist die Lampsenspitze
(2875 M.) Vom Berggasthof Praxmar (1710 M.) geht es
zuerst entlang dem kleinen Schlepplift und anschliessend durch den lichten Arvenwald. Die
Aufstiegspur führt hinauf zum „Staonmandl“ am Schönbichl. Weiter über ansteigende Almböden
und Kuppen zum Skidepot auf dem Satteljoch, links vom
Gipfelaufbau der Lampsenspitze. Von dort erreichen
wir zu Fuss, über einen unschwierig und vom Wind
abgeblasenen und aperen Steig den Gipfel. Die
Abfahrt, bei gutem Pulverschnee, geht grösstenteils rechts der Aufstiegspur
hinunter und vorbei an der Praxameralm. Zum Teil in
engen Kurven durch den Wald und im untersten Teil über die Forststrasse zum
Ausgangspunkt. Dauer der Tour ca. 5.5 Stunden.
Die Lampsenspitze gilt als eine sehr schöne und leichte
Skitour. Bei vernünftiger Routenwahl ist sie kaum lawinengefährlich.
Max
Mittwoch, 11. März 2009
Westfalenhaus 2273 müM
Für den heutigen
Tag wurde von der Wettervorhersage schon seit einigen Tagen Schneefall, Nebel
und etwas Wind angesagt. Über Nacht hatte es um die 20 cm Neuschnee hingelegt
und die Lawingefahr an den steilen Hängen um Praxmar ist mit der Stufe 4 entsprechend gross. Um 9 Uhr
waren alle startbereit vor dem Hotel. Ein paar Sonnenstrahlen begrüssten uns für
kurze Zeit durch die dichte Wolkendecke. Für einmal waren die Felle nicht
montiert, weil es zuerst auf einem Fahrweg durch den schönen Arvenwald abwärts nach Lisens
ging. Beim Parkplatz montierten wir die Felle und wanderten gemütlich ins Tal
hinein zum Fernerboden. An der linken Talseite sahen wir in den steilen, felsigen
Wänden die „Hängenden Gärten“. Das sind bläulich schimmernde Eisformationen, ein
Refugium für Eiskletterer. Nun ging es nach rechts, über eine Brücke, vorbei am
Jugendheim einen steilen, mit Arven und Birken bewaldeten Hang hinauf zur
Längentalalm. Nach kurzer Rast ging es im Talgrund
des Längentals entlang dem Fernaubach leicht aufwärts
Richtung Westen. Auf der linken Talseite stand die dunkle, gewaltige ca. 1000
Meter hohe, steile Felswand des Lisenser Fernerkogel. Der Wind wirbelte Schneewolken über den Felsgrat und einige Sonnenstrahlen zauberten Spektralfarben
in diese spezielle Szenerie. Auf der rechten Talseite sahen wir etwa 150 Meter
über uns das Westfalenhaus, unser Tagesziel. Mit 15 Meter Abstand, wie von
Gerold, unserem einheimischen Bergführer angeordnet, fellten
wir den Hang hinauf. Der Wind, das Schneetreiben und der aufkommende Nebel sorgten
dafür, dass jeder möglichst rassig in die warme Stube kam. Die Freude war
gross, als der Wirt für jeden von uns einen Obstler zur Begrüssung spendierte. Wir
genossen die feine Suppe und den warmen Tee. Schön aufgewärmt stiegen wir auf
unsere Skier. Mit 30 Meter Abstand kurvten wir im neuen, herrlichen Schnee den
Hang hinunter und nutzten das Tempo gleich zur Fahrt bis zur Längentalalm. Auch
die steile Passage talwärts durch den bewaldeten Hang zum Jugendheim war dank
dem Neuschnee super zu fahren. Beim Parkplatz in Lisens
angekommen, warteten einige auf Renate, unsere Wirtin, welche einen Transport
nach Hause mit dem Auto durchführte. Die anderen fuhren mit den Skiern entlang
der Loipe bis der Fahrweg aufwärts führte. Hier montierten wir die Felle und genossen
die letzten Kilometer Skitourengehen für heute durch diesen besonders schönen Arvenwald.
Otti
Donnerstag, 12. März
Windegg auf 2600 m ü M heisst unser heutiges Ziel.
1500 Höhenmeter sollen es werden, eine Superabfahrt verspricht uns
Geri.
Bei Sonnenschein (endlich) starten wir unsere Tour. Endlos lang erscheint der
Forstweg, der uns zur Seigesalm führt.
Erst nach 3 Stunden Marsch und ca. 800 Höhenmetern erreichen wir bei dichtem
Schneefall die Alphütte. Auf Grund der
fortgeschrittenen Zeit und des schlechten Wetters sind wir uns alle einig, dass
mit dem Gipfelziel Windegg nichts wird.
Wir steigen noch kurz in ein anderes Tal auf und werden mit einer zwar kurzen
aber fantastisch schönen Abfahrt für die
Mühen des Aufstiegs belohnt.
Da heute unser letzter Abend im Gasthof Praxmar ist
geniessen wir alle zum Nachtessen das feine Hirschragout mit viel
österreichischen Wein und reichlich Obstler. Wir beschliessen den Abend mit dem
Lumba-Lumba-Tanz, zu
welchem uns eine
deutsche Gruppe einlädt.
Irène
Freitag, 13.März Abschied
Es hatte über Nacht
leicht geschneit, der Himmel war verhangen und im Tal lag Nebel. So war der
Entscheid, noch eine leichte Tour zu unternehmen bald umgestossen und man
rüstete sich für die Heimreise. Nun blieb nur noch zu danken: Martin für die
hervorragende Organisation, den Helfern Kurt und Werner, die entweder die
zweite Gruppe bergwärts führte, mithalfen beim Anlegen der Spur, oder bei den
Abfahrten den Schlussmann spielten, allen Teilnehmern/Innen für die tolle
Kameradschaft und unten am Talausgang stand auch noch unser Bergführer Gerold,
dem für die tolle Einsicht in seine Bergwelt und der sicheren Führung besonders
gedankt wurde. Wir kommen wieder!
Heinz Bernhard